Shadow of Events
(2011, Dekorder 053)
Man hört beim besten Willen nicht, woraus Alexander Rishaug seine minimalistischen Klangwelten zusammensetzt. Dem ersten Eindruck nach handelt es sich hierbei nur um relativ banale, vielleicht gar autark vom Rechner erzeugte Klangschleifen, reduzierter noch als Brian Enos unspektakulärste Ambient-Epen. Doch sollte man sich so schnell nicht täuschen lassen. Der immer auf der Suche nach dem optimalen, dem transparenten und organischen Klang strebende Audun Strype war laut CD-Info der einzige weitere Mitwirkende an Alexander Rishaugs drittem Soloalbum. Das lässt schon mal aufhorchen. Alerdings darf der Titel »SHADOW OF EVENTS« dabei als programmatische Vorwarnung verstanden werden: Was wir hier zu hören bekommen, scheint mehr Schatten und Andeutung zu sein als Musik selbst. Diese sechs Stücke von 44 Minuten Laufzeit subtil zu nennen wäre eine grandiose Übertreibung.
Wer sich noch an frühere Platten von Oval oder Microstoria oder an die minimalistischsten Interpreten von Mille Plateaux erinnert, kann sich in etwa vorstellen, was Rishaug hier veröffentlicht hat. Vieles entstand aus Field Recordings, aus Improvisation mit diversen Instrumenten und aus Live-Sampling und wurde dann digital bearbeitet und collagiert. Klänge wurden über fünf Jahre gesammelt und bearbeitet. Strypes hypersensibles Mastering lädt ein, kleinste Nuancen im Klangkosmos dieser elektronischen Schattierungen zu entdecken. Von Songs zu sprechen, ist hier nur scheinbar unangemessen; verfolgt man Tracks wie das leider nur fünf Minuten kurze Highlight »Things that disappear« oder das abschließende Raunen, Schweben und Schwirren von »Magic Fingers« aufmerksam, dann entdeckt man eine eindringliche Form von Songwriting aus intensiven Klangschichten, die dem Begriff »Avantgarde« tatsächlich voll gerecht wird. (ijb)
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