Modern Man
(2012, Slow Shark Records/Soulfood)
Macht Traurigkeit schwach und bewegungslos? Nur wenn man resigniert stehenbleibt und aufhört, zu träumen! Das würde Anders Riis niemals in den Sinn kommen. Trotz aller emotionaler Blessuren will sich der Singer-Songwriter nicht mit den angeblichen Selbstverständlichkeiten des Erwachsenenlebens abfinden. Auf seinem zweiten Album »MODERN MAN« hat sich das Soloprojekt des Provinzlers, den es in die Großstadt Kopenhagen verschlagen hat, zu einem Quartett entwickelt. Trotz der Unterstützung der Streicher der Kollegen von Efterklang haben sich Southern Gothic Tales eine bewusste Bescheidenheit bewahrt, die diesen trunkenen kleinen Balladen bestens bekommt. Mit leisen Horror oder martialischem Goth haben die Vier trotz des irreführenden Bandnamens nichts zu tun. Es ist zwar durchaus düster in diesen erstaunlich filigranen und fein arrangierten Songs, aber niemals niederschmetternd schwarz.
Kleine, zurückgenommene Geschichten erzählen, vom Ertrinken und Erschrecken. Aber sich gleichwohl ein kindliches Staunen bewahren. Mit glänzenden Augen die Geschichte zu Ende erzählen. Herr Riis bewegt sich hier souverän zwischen prärieweiten Americana und europäischem Folkpop. Leonard Cohens Lakonie ist als gute Fee an der Wiege dieses Albums hier ebenso präsent wie die rauhe Zärtlichkeit der Waterboys. Irgendwie ist die Stimmung feierlich und respektvoll, aber immer leichtfüßig. Verschleppte Walzer, trunkene Trompeten, beseelte Pianos. Und vielleicht läuft dieses Album genau dann zu Hochform auf, wenn es einen kleinen Schritt ins Poplager wagt wie im heimlichen Höhepunkt »Fuck Me Up Wit h Words And Wine«. Oh tonight! Dieses Album sollte man mit sorgsamenem Hören gießen wie durstige Ringelblumen im Hochsommer. Und dann blüht es, explodiert in Farbe. (emv)
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