Night
(2014, Despotz)
Adnas Songs wirken auf die Zuhörer so, wie das »Kleine Schwarze«, das klassische weibliche Kleidungsstück: Bewusst reduziert und von eleganter Einfachheit. Zurückhaltend arrangiert, als scheuten sie sich davor, zu sehr ins Rampenlicht zu streben. Pathetische Geschichten oder übertriebene Melodramen will die knapp 20jährige auf ihrem Debütalbum »NIGHT« nicht erzählen. Lieber will sie flüchtigen Gefühlszuständen nachspüren, die mit Worten ohnehin nur schwer zu beschreiben sind. Umso besser, dass sich die Wahlberlinerin entschieden hat, den Erstling in nur fünf Tagen und fünf Nächten aufzunehmen: So wirken Songs wie das von Cello- und Pianoklängen umschmiegte Titelstück so, als trete Adna nachts um halb zwei gerade in einer kleinen Bar auf, wo Folksters, Popsters und Chansonniers heimlich Händchen halten.
Angenehm träumen lässt es sich zu diesen Songs. Die Sehnsucht kippt gerade noch nicht in Melancholie. Nachdenklichen Tracks wie »Thoughts« sind bar aller Erdenschwere. Sie kommen leicht daher, und zärtlich sowieso. Dass kleine Ballade und brüchiges Chanson mehr gemeinsam haben, als man gemeinhin annimmt, macht die Nachwuchskraft mit Songs wie »Rain« deutlich. Und was könnte man Schöneres über ein erstes Album sagen, als dass einem hier das Herz ganz weit aufgeht? (emv)
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