Nidarosdomens jentekor & Trondheim Solistene: Magnificat
(SACD, 2014, 2L/Musikkoperatørene 2L-106-SABD)
Anlässlich der 20. Grammy-Nominierung (in neun Jahren), die dem norwegischen Qualitätslabel 2L und seinem Kopf Morten Lindberg, einmal mehr als »Klassik-Produzent des Jahres« nominiert, aktuell zuteil wird, wollen wir zum Jahresende besonderes Augenmerk auf dieses rundum erstklassige 2L-Album legen.
Nicht zum ersten Mal führte Lindberg eines seiner ambitioniertesten Projekte im monumentalen, gotisch-romanischen Trondheimer Nidarosdom durch, einer fast 900 Jahre alten Kathedrale, oft »Herz Norwegens« genannt, in der viele Könige gekrönt und begraben wurden. An neun Aufnahmetagen entstanden drei Werke für Chor und Kammerorchester, von Ola Gjeilo (*1978), Aaron Jay Kernis (*1960) und vor allem Kim André Arnesens (*1980) »Magnificat«, interpretiert vom Nidaros-Mädchenchor und den Trondheim Solistene, durch eine langjährige Zusammenarbeit mit Lindberg verbunden.
Arnesen, der bevorzugt für Chor schreibt, lässt sein rund 45 Minuten langes Werk verhalten, fast dunkel beginnen, bevor es sich nach und nach zur leidenschaftlich jubilierenden Messe aufbaut: Freude, Mitgefühl, Hingabe, Dankbarkeit und natürlich Hoffnung soll das siebensätzige Opus ausdrücken. Und ja, das tut es. »Magnificat« ist als explizit christliches Chorwerk, als Gebet für die Armen und Kranken konzipiert, doch man muss sich nicht der Kirche zugehörig fühlen, um Arnesens kraftvolles »Lied der Hoffnung« genießen und wertschätzen zu können. Die Musik allein macht es in der Tat wahrlich bewegend.
Die Pianofigur zu Beginn des siebten Satzes »Gloria Patri« zitiert dann nicht mehr nur J.S.Bach, sondern gleich (und sehr deutlich) Arvo Pärts »Für Alina«, doch das stört gar nicht, sondern lässt sich als annehme sympathische Verbeugung vor dem estnischen Meister der zeitgenössischen, spirituellen »Klassik«.
Die Entscheidung über die Zusammenstellung des Programms findet bei 2L stets gemeinsam mit den Künstlern statt. So vervollständigen hier zwei nur unwesentlich weniger eindringliche Werke das Programm: Aaron Jay Kernis' ebenfalls religiös motiviertes Kammerorchesterstück »Musica Celestis« (eine Umschrift seines gleichnamigen Streichquartetts), dessen postmoderne Zitierwut nicht jedem gefallen wird; emotional eindringlich ist es freilich, amerikanische »Klassik« eben.
Und auch die beiden abschließenden Stücke von Ola Gjeilo, ebenso die norwegische Natur und Einsamkeit wie christliche Motive aufgreifend, stellen seine bisher bekannten, recht freundlichen Klavierstückchen in den Schatten (ijb)
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