Electric Willow
(2015, Enja/Yellowbird YEB-7751)
Selbstverständlich ist der Bandname eine Verballhornung der Protagonisten Jimi Tenor (voc, key, sax, fl) und Kalle Kalima (g, voc) – da haben sich zwei wiedergefunden! Beide gehören zu den kreativsten und sicher auch verrücktesten Köpfen in der europäischen Szene, daher kann man von einer Kooperation auch viel erwarten! Ursprünglich wollten sie eine Mischung aus der Musik von Kraftwerk und des Sun Ra Arkestra machen, was sich dann doch anders entwickelte und verselbständigte. Besser gesagt: Genie und Wahnsinn liegen manchmal nah beieinander – man lese nur die »Linear Notes« …
Es beginnt schon ziemlich schräg mit krausem Gitarrengefrickel von Kalle Kalima in »Can We Yes!«, das folgende »Blind« mit Tenors Gesang ist dagegen zunächst brav wie ein Pink Floyd-Song, gegen Ende klingt beider Satzgesang nach Crosby & Nash, die letzte Minute krautrockt es veritabel. Das kurze »100 Ufoa Suomesta« klingt eben nach hundert Ufos aus Finnland. Mit »Ininää« wird es so verrückt, wie man sich das vorstellt: knackige Grooves, röhrende Orgel und rockige Gitarre! Joonas Riippa hält als Drummer die beiden bei der rhythmischen Stange. Mit »The Missing Page 1964« gelingt dem Trio die schönste Hommage an End-60er-Psychedelic Rock seit langem, »Sakura« ist dazu der Gegenentwurf: auf eine traditionelle japanische Melodie folgen eher freie Gitarren und hupende Hörner über entfesselten Drums. Die finale »Hymn To The Sun God« beschließt einen feinen Science Fiction-Film zum Hören. (tjk)
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