Let's Dance
(2016, Edition Records EDN 1068)
Mittlerweile hat sich Per Oddvar Johansen zum wichtigsten Drummer Norwegens entwickelt, mit dieser CD erklimmt er noch ganz andere Höhen. Ein unerwartetes und superbes Album ist ihm hier gelungen, getragen von einer Klangvision, und mit großer Reife gespielt. »LET’S DANCE« erscheint als Titel eher seltsam, wenn nicht verstörend: Tanzbar nach herkömmlicher Lesart sind die Klänge in Johansens Kosmos nicht, und wenn dann eher als Trance Dance durch einen nebeldurchzogenen Wald, gerade wie es das Cover zeigt.
Helge Lien am Piano und Torben Snekkestad an Saxophonen und einer mit Sax-Mundstück gespielten Trompete sind seine Begleiter – oder besser Tanzpartner? Johansen hat lange Stücke geschrieben, oder vielmehr viele Seiten mit nicht allzu vielen Noten, hat darin den Rahmen vorgegeben und die Stimmung festgelegt. Die Details machen Lien und Snekkestad, sie verweben längere Linien und kürzere Tonfolgen zu elfenhaften Erzählungen. Johansen selbst hat die rhythmischen und dynamischen Fäden in der Hand, das merkt man permanent. Er drängt sich und sein Schlagzeug aber keinesfalls auf, es sind eher die kleinen Gesten, die seine Meisterschaft verraten: Man folge der Besenarbeit in »Panorama«! Ab und zu spielt er Violine, Vibraphon oder Electronics, aber lediglich als Klangtupfer. Außer auf »Uluru«: Da greift er gar zur Gitarre, schrammelt ein paar Akkorde – als wenn sich Neil Young und Sonny Landreth nach einer durchzechten Nacht wortlos am Seeufer treffen. Aufgenommen haben sie übrigens in Sjur Miljeteigs Studio mitten in einsamen schwedischen Wäldern, fernab von allen Ablenkungen. Dort kann solche Musik entstehen, wenn man denn eine Klangvision hat wie Per Oddvar Johansen. (tjk)
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