Nightshift
(2017, Labrador/Broken Silence)
Johan Angergård ist und bleibt ein Slacker, der keinerlei Probleme damit hat, im weißen Anzug zu posieren. Und dabei lässig einen Konfettiregen von Pastellpop-Zitaten niedergehen zu lassen. Nur ein Jahr nach der Veröffentlichung des letzten Longplayers legt der Chef des Stockholmer Labrador-Labels mit »NIGHTSHIFT« bereits Nachschub vor und schwelgt mit Songs wie »Cash« ungehemmt in hochkünstlichen Synthiewelten. Unter heftigem Vocoder-Einsatz übrigens! Dass man hier nicht an Zuckervergiftung verendet, ist dem rettenden Einsatz von Labrador-Musikerinnen wie der wunderbaren Maria Usbeck zu verdanken, die im Song »Cocaine« tropisch entspannte Gast-Vocals auf Spanisch beisteuert. Bei »In Love With Myself« kommt Chanteuse Elin Berlin von Eternal Death (keine Metalband!) mit laszivem stimmlichen Lolita-Charme ins Spiel.
Meister Angergård hat keinerlei Scheu davor, das hohe Lied des Hedonismus zu singen, auch wenn das in Zeiten der politischen Korrektheit nicht sonderlich angesagt ist. Aber der Mann mit dem schier ungebremsten Schaffensdrang interessiert sich nicht sonderlich dafür, was andere von ihn denken. Und bleibt neugierig. Im rein instrumental eingespielten »Automan« entsteht eine sanft bedrohliche Stimmung, die in jedem Gruselfilm auf baldiges Erscheinen des Bösewichtes hinwiese. Man mag sich an diesen dick aufgetragenen Retrosounds reiben, aber eines kann man dem Mastermind nicht vorwerfen: Langeweile kommt hier jedenfalls keine auf! (emv)
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