One
(2006, Sofa 521)
Um ein komplettes Album mit nur der eigenen Stimme zu veröffentlichen, wohlgemerkt ohne Bearbeitung durch Elektronik oder sonstige Effekte (vgl. Maja Ratkjes »Voice«), muss man verrückt sein - oder sehr gut. Dass die große Sidsel Endresen zwischenzeitlich verrückt wurde, scheint ausgeschlossen, aber sehr gut ist sie, das wussten wir schon. Als Durchschnittshörer, der sich nicht innerhalb der norwegischen Musikszene befindet, bekommt man Endresens Tun ja leider nur punktuell bzw. sporadisch mit. »Merriwinkle« war da für die meisten sicher schon das sperrigste Stimmexperiment, das man sich (nicht) vorstellen konnte; im Katalog des Labels Jazzland Records eine ungewohnt radikale Veröffentlichung.
Das Soloalbum »ONE« knüpft genau dort an. Und geht in der Reduktion wie gesagt noch weiter, da die zehn Tracks ohne irgendwelche zusätzlichen Musiker entstanden - von Helge Stens Mix, Edit und Mastering abgesehen. So lässt sich auch außerhalb Norwegens diese komplett jenseits von populärer und kommerzieller Verwertbarkeit stattfindende Seite Sidsel Endresens kennenlernen. (ijb)
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