Nukkuu
(2008, Fonal Records FR-56)
Das Wesen des Wiegenliedes ist das Beruhigende, Einlullende. Und hier scheitert Laura Naukkarinen unter ihrem künstlerischen Alter Ego Lau Nau grandios. Schlafen kann man nach diesen beunruhigenden Songs nicht. Denn auf ihrem zweiten Album »NUKKUU« (Schlaf) – übrigens veröffentlicht vom besten skandinavischen Label für absonderliche und experimentelle Töne, nämlich Fonal – ist die junge Sängerin und Mutter bestens beheimatet irgendwo weit draußen, wo sich die Gewissheiten verflüchtigen. Sagen wir doch gleich: Im tiefen, tiefen Wald. »NUKKUU« klingt so, also würden alle übernatürlichen, geliebten Wesen unserer Kinderbücher vom kleinen Wassermann über die kleine Hexe bis zum kleinen Gespenst ein konspiratives Treffen abhalten. Und dabei auf allen absonderlichen Instrumenenten wie verstimmten Gitarren, verhaspelten Spieldosen und verirrten Kirchenglocken spielen. Wobei irgendein neuzeitlicher Geist (der kleine Vampir etwa?) den elektronischen Spielkram mitgebracht hat. Da kommen dann verhuschte Spielarten von Drone und Ambient ins Spiel.
Über allem liegt die naiv suchende Stimme von Lau Nau, die wie ein Irrlicht zwischen Bäumen hin- und herflirrt und keine rechte Heimat finden will. Die aber wie der fliegende Robert im Struwwelpeter wider alle Vernunft das macht, was sie nicht soll und sich an ihr Schirmchen klammert und vom Wind weggetragen und fortan nicht mehr gesehen wird. Versuche einer doch nur, sie zu greifen. Geht nicht. Auch wenn man laut ruft »Ätsch! Das ist doch nur Freak Folk!« Da lacht Frau Naukkarinen doch spöttisch und verschwindet noch tiefer im Wald. (emv)
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