Readymade
(2014, Soliti SOL019)
Gelassenheit als Grundhaltung in der Popmusik: Geht das, ohne zu langweilen? Unbedingt, wenn wir »READYMADE« lauschen, dem dritten Album von Delay Trees. Die finnischen Popmelancholiker erzählen unaufgeregte Geschichten und entdecken dabei die Schönheit in der kleinen Form. Man muss nicht immer die Klappe weit aufreißen, das haben die wesensverwandten Musiker von Death Cab For Cutie auch nie nötig gehabt. Delay Trees schwelgen in unauffällig einprägsamen Melodien und benötigen geringe Mittel, um viel zu erschaffen: Sparsame Gitarre, gelassener Bass, kluges Schlagzeug. Und darüber liegt die zurückgenommene Stimme von Sami Vierala, die uns in »Fireworks«, einem der Glanzstückchen des Albums daran erinnert, das wir uns in unserem Leben keinesfalls mit den Dingen abfinden sollen. »No, it´s not enough«.
»READYMADE« ist Album, zu dem man seine Gedanken schweifen lassen kann. Ein Album vom Suchen und vielleicht Finden. Laute Gitarren gibt es hier nur selten, einen emotionalen Ausbruch erlauben sich die Vier in »Perfect Heartache«, wo sie das Kriterium »Indierock« noch am ehesten erfüllen. Müsste man eine gefühlte Temperatur für diese Tracks benennen, dann wäre es die Stunde nach Spätsommer-Sonnenuntergang: Wenn die Wärme noch spürbar ist, die Kühle aber bereits heranpirscht. Und dann hüllen wir uns in fein schwebende Songs wie das verhalten hymnische »The Big Sleep« wie in einen wärmenden Schal. (emv)
|