Dangers Of The Sea
(2013, Devil Duck Records)
Vielleicht sollten wir am Lagerfeuer enger zusammenrücken, wenn der Himmel über der Prärie immer dunkler wird. Und uns kleine, nachdenkliche Geschichten erzählen. Von den blutigen Nasen, die wir uns geholt haben. Über Dinge sprechen, die wir inzwischen besser verstehen. Und von unseren kleinen Siegen berichten. Mit Dangers Of The Sea sitzen wir mit Freunden an den knisternden Flammen. Das selbst betitelte Debütalbum von Andreas Bay Estrup und seinen Freunden hält souverän die Schwebe zwischen sanfter Melancholie und zurückgenommener Zärtlichkeit. Estrup, eigentlich studierter Jazz-Schlagzeuger, schlüpft in die Rolle des Sängers, als habe er nie etwas anderes getan. Seine sehr persönlichen, rauchzart angefolkten Songs hat der Mann mit den Drumsticks ursprünglich für die Schublade geschrieben. Dass die frühen Crosby, Stills, Nash & Young die Helden des jungen Herrn Estrup sind, ist offenkundig: Himmlische Harmoniegesänge, kritische Empfindsamkeit, entspanntes Sich-Treiben lassen. Selbstmitleidfreie Traurigkeit pflegen wie in »Sheer Desperation«, dem heimlichen Höhepunkt des Albums: Klampfe, Stimme und ein sehr sparsam eingesetztes Piano. Und trotzig weiterhin an die Möglichkeit des Glücks glauben. Das tun die Fleet Foxes auch. Aber Dangers Of The Sea tun es auf ihre ganz eigene, wundervoll verlangsamte Art.
Zu den Musikern, die sich von verschleppten Walzern wie »Your Time Is Wasted« und angedüsterten Balladen wie »Show Some Mercy« haben verführen lassen, zählen Keyboarder Jess Jensen von Saybia, Bassist Mike Juel Taageoj von Slaraffenland und Gitarrist Frederik Teige von Efterklang. Gemeinsam mit Drummer Rasmus Jusjong setzen sie die Kompositionen von Estrup so sorgsam in Szene, als gelte es, heimelige Hemdsärmeligkeit so funkeln zu lassen wie die ersten Abendsterne. Dangers Of The Sea halten die hehren Werte der End-Sechziger Folkpopbewegung hoch und bringen sie mit frischer Dynamik in die Neuzeit. Mal reduziert, mal mit üppiger arrangierten Tracks wie »When The Curtain Falls«. Und halten die Dinge fein in der Schwebe. Lass uns enger zusammenrücken, die Nacht ist kalt. (emv)
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