Birds
(2011, Edition Records EDN 1040)
Man höre das Titelstück, gleich zu Anfang: über elf Minuten sich steigernde Struktur und (nur gefühltes) Chaos, mit tragenden Klangelementen von Flöte, Tuba und Akkordeon. Darüber, darunter und zwischendrin Marius Nesets Tenorsaxophon – großes Kino! Neset kann nicht nur grandios spielen (er erinnert etwas an Chris Potter), sondern er hat ein sehr sicheres Händchen bezüglich der Ausrichtung seiner Musik.
Neben Jim Hart (vib) und dem kompletten und sehr lebendig agierenden Trio Phronesis, also Ivo Neame – p, Jesper Høiby – b und Anton Eger – dr, hat er bei einigen Stücken beträchtliche Klangfarben eingewoben: Seine Schwester Ingrid (fl), Bjarke Mogensen (acc) und Daniel Herskedal (tu), dazu weitere Trompeten und Posaune. Entsprechend ist viel auf »BIRDS« durchkomponiert, Neset schichtet sogar gelegentlich mehrere Spuren seines Saxophons über- und durcheinander. Meisterlich arbeitet Neset mit Dynamik, verschiedenen Metren und seinem kraftvollen Ton. Es gibt jedoch auch kleinere Besetzungen: »Spring Dance« ist toll, ebenso die Ballade »Portuguese Windmill«. Schon vor dieser CD wurde Marius Neset als bester norwegischer Saxophonist seit dem frühen Garbarek gefeiert, diese CD bestätigt sämtliche Lobeshymnen. (tjk)
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