Hometown Interludes
(2013, Curling Legs CLP CD 137)
Skien (Norwegen), 18. März 2013, gegen 20 Uhr: Ein Mann betritt die dortige Kathedrale, setzt sich an den mittig bereitgestellten Flügel und beginnt zu spielen. Er hat keine Noten mitgebracht, er weiß auch vorher gar nicht, was er spielen wird. Die Kirche, der Raum, die Akustik werden es ihm sagen. Seine Intention wird ihn leiten. Er hat ein paar kleine Ideen, aber im Großen und Ganzen wird er improvisieren. Gegen 5 Uhr morgens ist Feierabend.
Dieses Schauspiel wiederholt sich noch zwei Nächte. Gelegentlich steht der Mann auf und wechselt an die Kirchenorgel. Auch auf dieser spielt er ein paar improvisierte Stücke. Der Mann heißt Eyolf Dale, Skien ist seine Heimatstadt und er ist wirklich froh, hier sein und spielen zu dürfen. Die Sessions werden mitgeschnitten, Dale wird die besten Stücke auswählen, ihnen Namen geben und daraus eine CD veröffentlichen. Das ist nicht schlecht, aber auch nicht sonderlich gut und stilistisch kaum greifbar: kein Pop, kein Jazz, kein esoterisches New Age-Gesäusel, ohne Noten natürlich auch keine »klassische« Musik. Es ist schlicht und einfach improvisierte Klaviermusik, von gelegentlichen – und störenden! – Orgelstücken unterbrochen. Einmal singt er auch mit, wie Keith Jarrett, aber zum Glück erst im vorletzten Stück. Böse Zungen könnten Dales »HOMETOWN INTERLUDES« auch Geklimper nennen. Aber böse Zungen, das sind wir ja nicht. (tjk)
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