For The Young
(2016, Universal)
Wer sich nicht auf Anhieb vom beklemmenden Opener »Hours« gefangen nehmen lässt, muss ein gefühlskalter Hund sein. Wenn Anna Ternheim zur Hochform aufläuft – und das tut sie mit diesem Album – dann steht die Welt still, während man von ihrer erhabenen Stimme und der zerbrechlichen Anmut ihrer schmeichelnden Pop-Songs regelrecht aufgesogen wird. Dabei war auch das in Nashville eingespielte Vorgänger-Album »THE NIGHT VISITOR« schon ein echtes Highlight, doch »For The Young« wirkt nochmal eindringlicher, weil ehrlicher, authentischer.
Erstaunlicherweise litt die in New York lebende Schwedin nach der Nashville-CD erstmal an einer Schreiblockade. Doch dann suchte sie Abwechslung in Reisen, hielt sich in Stockholm und Buenos Aires auf, bis dann zurück in New York zusammen mit dem legendären Gitarristen Marc Ribot die Musik nur so aus ihr heraus floss. Das mag auch am Thema liegen: Es geht um Liebesschmerz und Verlust, was man an Songs wie »Keep Me In The Dark« oder »Don't Leave« unschwer erkennen kann. Man möchte Anna Ternheim einfach nur drücken, so verletzlich und verlassen, wie sie in »Loney Oneå klingt. Musik als Therapie? Gern, wenn dabei am Ende solch zaubervolle Resultate stehen. (emv)
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