Einar Scheving:
Land Míns Föður (The Land of My Father)
(2011, Sena SCD485 )
Selten verlangt eine CD so dringend und ohne Einschränkung die Höchstnote wie »LAND MÍNS FÖĐUR«, ein Album, dem man nicht anhört, ob es aus reiner künstlerischer Notwendigkeit oder hoher Ambition so überragend ausgefallen ist. Nach neun Jahren in US-Amerika drängte es Schlagzeuger Scheving, ein Album als Tribut an seinen (Musiker-)Vater (gest. 2007) und zugleich an sein Heimatland zu schreiben. Die Würdigung seines musikalischen Erbes soll die Vergangenheit, das harte Leben und das raue Wetter Islands reflektieren, also die Kultur und Natur, aber ebenso ein Bezug zur jüngeren Zeitgeschichte des Landes.
Doch auch ohne diesen Hintergrund und diese hoch gegriffenen Ziele, die durch Fotos im vorzüglich gestalteten Booklet unterstrichen werden, wartet »LAND MÍNS FÖĐUR« mit reicher Musik in feiner Besetzung und Arrangements zum Niederknien auf. Schevings Kombination aus Folksongs, bekannten und beliebten Kompositionen aus Island sowie eigenen Liedern ist durchweg von Melancholie aufgeladen. Obgleich verhaltene und zweifelnde Stimmungen, Trauer und Herzschmerz die 13 Lieder überschatten, durchdringt Schevings Sextett die sieben traditionellen und sechs Original-Stücke (nach Gedichten aus dem 20. Jahrhundert von u.a. Halldór Laxness) mit zartem Spiel und einem phänomenal bewegenden, intensiven Miteinander, das von innen strahlt.
Wenn Einar Scheving und seiner Band (darunter wie gehabt Bassist Sverrisson, Saxofonist Guðjónsson und Pianist Gunnarsson plus sechs unterschiedliche Gesangsgäste) etwas gelungen ist, dann nicht weniger als die beste Einführung in Musik und Kultur Islands, die man sich wünschen oder gar vorstellen kann. (ijb)
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