Where Are They Now
(2007, N&B Research Digest NBRD-08)
Die Texte des Russen Alexei Borisov, gelesen mit schleppender Grabesstimme, sind ziemlich dada – Namen und Daten, wirre Bilder, Notizenfetzen. Die elektronischen Klänge des Finnen Anton Nikkilä sind das musikalische Pendant dazu. Kein Wunder also, dass die beiden, die sich einst bei einem Interview kennenlernten, nun gemeinsam Musik machen.
Obwohl, Musik: naja. »Akustische Kunst« sollte man dieses Wüten verzerrter und überlastet knirschender Gitarren, Schlagzeuge, Samples vielleicht eher nennen, die die beiden noch mit einigem Rest- und Störgeräusch anreichern, das schmerzhaft nach kaputtem Gerät klingt. Und doch ist das alles musikalisch, weil strukturiert, komponiert, improvisiert. Unter seltsamen Titeln wie »Automated Management System For The Seafood Industry« ballen sich die Noisemassen wie von selbst zu Beats, die plötzlich beinahe lässig sind.
Aus geschredderten 50er-Swing-Loops steigt so etwas wie ein Hauch Melancholie auf und geht unverhofft ans Herz. In diesem Track, »Metaphysics Of Swing«, sagt Borisov (wie man in der Übersetzung nachlesen kann) Sachen wie »The nature of vocal pop is always different. Sound of glass, ignition is possible«. »Achtung entflammbar« also – wer sich als Hörer auf die unverwechselbare Ästhetik des Duos einlässt, könnte tatsächlich Feuer fangen. Vor Begeisterung. (sep)
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